Photo: Matthias Süßen, 2012, CC BY 3.0
Ihlow – Zisterzienser
Existenz: 1216/1230 bis 1529
Heutiges Gebiet: Ihlow, Landkreis Aurich
Orden/Art: Zisterzienserabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen; Grafschaft Ostfriesland
Als das benediktinische Doppelklosters Meerhusen 1216 den Antrag auf Aufnahme in den Zisterzienser-Orden stellte, war die Voraussetzung für die Aufnahme die räumliche Trennung der Konvente. Während die Nonnen in Meerhusen verblieben, wurden für die Mönche eigene Klostergebäude im rund zehn Kilometer entfernten Ihlow errichtet. Der zuständige Erzbischof von Bremen bestätigte 1228 den Wechsel zum Zisterzienser-Orden, Mutterkloster war Aduard (Groningerland). Ihlow erlangte gegenüber dem Meerhusener Zisterzienser-Nonnenkloster eine Vorrangstellung. So wurden Rechtsgeschäfte allein von Ihlow wahrgenommen. Innerhalb Ostfrieslands spielten die Ihlower Äbte mehrfach in päpstlichem Auftrag eine wichtige friedensstiftende und schlichtende Rolle. Zu den weiteren Klosterämtern gehörten Prior (1467), Kantor (1269), cellarius (1278), Kellner (1467) und Bursar (1521). Repräsentanten des Klosters beteiligten sich häufiger am Zustandekommen friedenswahrender Landesverträge und vermittelten bei politischen Auseinandersetzungen. Der Wortlaut des im Kloster aufbewahrten Brokmerbriefs, eine wichtige Rechtshandschrift, wurde bei Zweifelsfällen in Rechtsstreitigkeiten als maßgeblicher Text herangezogen.
Das Kloster verfügte über weite Meedeflächen vor allem im Bereich des Krummen Tiefs und des späteren Fehntjer Tiefs. Hinzu kamen mehrere Vorwerke, u.a. in Mönnikeborgum, im Riepster Hammrich, in der Leybucht, in Simonswolde, Victorbur und im Ostergroden bei Dornum. Außerdem Streubesitz in den Hammrichen von Hinte, Logum, Marienwehr, Uphusen und Uttum. Die umfangreichen Flächen dienten dem Ackerbau und der Viehzucht. Ihlow besaß die Patronatsrechte in Weene und in Burhafe.
Mitte des 15. Jahrhunderts und 1514 erlitt das Kloster aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen ernste bauliche Schäden. 1529 wurde es aufgelöst und ausgeplündert. Die noch verbliebenen Mönche wurden vom Landesherrn abgefunden; Kloster und zugehörige Güter gelangten 1556 in die Hand der Gräfin Anna.
In mehreren Ausgrabungskampagnen konnten mittlerweile Grundriss und genaue Lage Klosterkirche ermittelt werden. Erhalten hat sich ein Schnitzaltar, der 1517 bei der Antwerpener Lukasgilde in Auftrag gegeben worden war (heute in der Lambertikirche, Aurich).
Literatur: Herbert Reyer, Artikel Ihlow – Zisterzienser, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 850-853.
Germania Sacra: 425
GND: [7514856-0]
Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg