Osnabrück – Augustinereremiten

Existenz: 1287 bis 1540
Heutiges Gebiet: Stadt Osnabrück
Orden/Art: Augustinereremitenkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Osnabrück; Hochstift Osnabrück.

Der Augustinereremitenkonvent ist aus dem Wilhelmskloster in Holte heraus entstanden und wurde 1287 durch Bischof Konrad II. von Rietberg nach Osnabrück verlegt. Die Eremiten ließen sich südlich des Alten Tores nieder. 1294 kam es zu einem Konflikt zwischen dem Osnabrücker Domkapitel, dem Kollegiatstift St. Johann und dem Rat der (Alt-)Stadt auf der einen Seitze und den Augustinern auf der anderen, weil sich Domstift und St. Johann in ihren Besitzrechten verletzt sahen. Erst 1301 kam man zu einer Einigung. 1311 wurde eine Übereinkunft zwischen dem Kloster und Alt- und Neustadt über Bau, Unterhalt und Nutzung der Stadtmauer getraoffen. Die Fertigstellung der Kirche und des Klostergebäudes erfolgten wohl größtenteils vor 1320. 1357 überließ der Rat der Neustadt dem Kloster ein Grundstück an der Stadtmauer. Zu dieser Zeit galt es als drittgrößtes Kloster der Ordensprovinz. 1323 war mit Herman von Borbeke erstmals ein Osnabrücker Provinzial der Ordensprovinz und richtete 1331 erstmals ein Provinzkapitel in Osnabrück aus. In diesem Jahr kam es auch zu einem großen Brand im Kloster, der große Teile des Gebäudes zerstörte. Im Konvent bestanden die Ämter des Prior (1307) des Lektors (1337), Prokurator (1363), Senior (1494) und Sakristan (1499).
Das friesische Kloster Appingedam war eine Tochtergründung der Osnabrücker Augustiner. Termineien bestanden in Münster, Oldenburg, Oldenzaal, Quakenbrück, Telgte und Vechta. 1404 wurde dem Kloster das Recht übertragen, auch in Dithmarschen zu predigen.
Die Einnahmen des Klosters stammten größtenteils aus Renten und Armenstiftungen, dazu auch aus Grundbesitz. Der Grundbesitz verteilte sich auf die Stadt und das Umland. 1396 wurde eine Auseinandersetzung zwischen dem Rat der Stadt und den Augustinern um den sog. Besitz der Toten Hand dahingehend gelöst, dass der Konvent die Ablösbarkeit von Renten und Grundbesitz versprach und auf weiteren Erwerb verzichtete. Der Rat verpflichtete sich im Gegenzug auf den Verzicht einer Besteuerung. Ab dem 14. Jahrhundert wurde das Kloster zum eigentlichen geistlich-intellektuellen Zentrum der Stadt. Seine größte Blüte fand es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 1434 wurde das Generalstudium der Ordensprovinz für kurze Zeit nach Osnabrück verlegt. 1463 wurde durch Johannes Sartoris eine von der Ordensprovinz ausgehende Reform im Kloster durchgeführt. Die Augustinereremiten bildeten die Keimzelle der Reformation in Osnabrück. Der Provinzial Prior Gerhard Hecker predigte von 1521 bis 1528 evangelisch in der Stadt. 1540 löste sich der Konvent selbst auf. Die Kirche des Klosters ist heute nicht mehr erhalten. Sie wurde 1751 abgebrochen. Die Klosteranlage wurde 1628 umgebaut und besteht heute nicht mehr.

Literatur: Karsten Igel, Artikel Osnabrück – Augustiner-Eremiten, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1187-1192

Germania Sacra: 420

Bearbeiter: Lennart Steffen