Photo: Thomas Pusch, 2011, CC BY-SA 3.0
Haselünne - Klarissen
Existenz: 1652 bis 1812
Heutiges Gebiet: Stadt Haselünne, Landkreis Emsland.
Orden/Art: Klarissen Kloster.
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Osnabrück; Fürstbistum Münster
Das Kloster verdankt seine Entstehung einigen Klarissen aus Oldenzaal, die aus Glaubensgründen die Niederlande verließen und 1650/52 eine Niederlassung in Vreden gründeten. Da diese zur Aufnahme des ganzen Konvents nicht ausreichte, wandten sich mehrere Schwestern nach Haselünne. Die Franziskanerobservanten überzeugten den Bischof zu Münster als Landesherrn von der Notwendigkeit eines Klarissenklosters. Am 16. Juni 1652 nahm der Osnabrücker Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg die feierliche Einführung vor. Die ersten neun Schwestern sind namentlich bekannt, erste Oberin wurde Ludovika de Coiten. Weitere Klosterämter waren die Vicarissa (Stellvertreterin) und die (Novizen-) meesterin.
Nach zwischenzeitlichem Rückzug aus wirtschaftlichen Gründen nach Vreden kehrte der Konvent 1663 mit zehn Personen nach Haselünne zurück. Seit 1668 wurde an einem Neubau in der Neustadt gearbeitet (Gartenland „in den Gassen“). Erst 1685 konnte der erste Gottesdienst auf dem neuen Chor gefeiert, erst 1730 der gesamte Kirchenbau an der heutigen Klosterstraße geweiht werden. Für ein schnelleres Fortkommen fehlte offenbar das Geld. Die Beschaffung des Hochaltars förderte Bischof Maximilian Heinrich; die Seitenaltäre wurden von Haselünner Bürgern gestiftet. Die Bedeutung des Klosters liegt vor allem in der Lehrtätigkeit der Klarissen: Die Klarissenschwestern lebten nicht zuletzt davon, dass sie „Kostjungfern“ aufnahmen und unterrichteten. Durch die Aufnahme vorwiegend auswärtiger Schülerinnen nahm es die überregionale Funktion eines katholischen Mädchenpensionats wahr. Das Einzugsgebiet reichte bis nach Holland, vorwiegend sollen Mädchen aus den gehobenen Schichten aufgenommen worden sein.
Neben dem Schulbetrieb sind Einnahmen durch Almosen und Handarbeiten bezeugt. Außerdem besaßen die Klarissen Rechte an einer viel nach Holland verkauften „Krebssalbe“.
Die Aufhebung am 10. Februar 1812 traf das Kloster in der Phase seiner größten Attraktivität: Bereits 1804 mit 18 Chorschwestern und sieben Laienschwestern besetzt, erlebte es in den folgenden Jahren weiteren Zulauf aus aufgelösten Orden. Seit 1854 setzten dort Ursulinen aus Dorsten die Tradition des Klosters und der Mädchenbildung fort (kath. Gymnasium Ursulaschule bis 1972).
Die Klausurgebäude wurden in den 1970er Jahren bis auf eine Klostermauer abgebrochen. Die erhaltene Klosterkirche wurde mehrfach, zuletzt in den 1980er Jahren, grundlegend renoviert. Die aus Oldenzaal mitgebrachte Glocke, gegossen 1486 von Gerd von Wou, hängt noch im Turm der Klosterkirche. Im Klosterkirchengebäude ist zudem eine geschwungene Kommunionbank erhalten (heute Orgelempore).
Literatur: Nicolas Rügge, Artikel Haselünne - Klarissen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 596-599
Germania Sacra: 831
FemMoData: 865
Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg