Photo: Morn the Gorn, 2010, CC BY-SA 3.0
Himmelpforten - Zisterzienserinnen, später Damenstift
Existenz: ca. 1250 bis 1647
Heutiges Gebiet: Gemeinde Grossenwörden, Landkreis Stade
Orden/Art: Zisterzienserinnenkloster; um 1580 freiweltliches Damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen; Herzogtum Bremen und Verden
Das Frauenkloster wurde um 1250 von dem erzstiftischen Ministerialen Friedrich von Haseldorf in Rahden bei Lamstedt gegründet und 1255 nach Eulsete verlegt. Auf das Dorf übertrug sich dann der Klostername Himmelpforten. Das Kloster sollte der Familie als Grablege und zum Totengedenken dienen, wozu der Stifter familiäres Eigengut auf der Lamstedter Geest einbrachte. Die Verlegung an den Rand der Elbmarschen diente den politischen Absichten der Bremer Kirche, die sich in einem Konflikt mit den erstarkenden bäuerlichen Landesgemeinden in den Marschen befand und deshalb an deren Grenzen die Etablierung von Zisterzen förderte.
Der Grundbesitz des Klosters erstreckte sich über die Börden Lamstedt, Oldendorf und Mulsum, das Amt Neuhaus sowie die Marschländer Kehdingen und Altes Land. Zehnten bezog das Kloster aus Oldendorf, Hammah, Mittelsdorf, Düdenbüttel, Gräpel, Estorf, Kaken, Isensee und aus der Ersten Meile des Alten Landes sowie auf dem Felde Hohenwedel vor Stade. Der klösterliche Wirtschaftshof wurde später als Vorwerk betrieben, zudem gehörten die Vorwerke in Horst und Neuland zum Klosteramt. Das Kloster besaß Wassermühlen in Himmelpforten und an dem Bächlein Sunde (Zum Sunde). Am Teichenbruch wurden mehrere Fischteiche angelegt. In Stade besaß das Kloster einen Stadthof in der Bungenstraße.
Die Klosterkirche St. Marien diente als Gemeindekirche für das Kirchspiel Himmelpforten und ist heute evangelische Pfarrkirche. 1420 waren die Pfarrkirchen in Horst und Grossenwörden dem Kloster inkorporiert. Zu den Klosterämtern gehörten der Propst (erstmals genannt 1255), Äbtissin (1291), Priorin (Priorissa, auch Dominae) (1563).
Als die sog. Schwarze Garde Anfang Dezember 1499 vor ihrem Feldzug gegen die Wurster Friesen durchs Land zog, plünderte sie die Klöster in der Nähe; die Himmelpforter Nonnen flohen nach Stade.
1520 forderte Erzbischof Christoph von Bremen das Generalkapitel der Bursfelder Kongregation auf, auch Himmelpforten zu reformieren. 1556 wurde dann in der klostereigenen Pfarrkirche zu Horst ein lutherischer Prediger eingesetzt und nach dem Tod des katholisch gebliebenen Erzbischofs 1558 wurde die Reformation auch im Konvent eingeführt. 1629-1631 besetzten Jesuiten das Kloster. Danach bezog der lutherische Konvent wieder die Klostergebäude. Am 27. Oktober 1647 säkularisierte Königin Christine von Schweden das Kloster. 1676 bis 1680 wurden Kloster und Flecken von münsterschen Truppen geplündert, teilweise abgebrannt und zerstört.
Literatur: Bernd Ulrich Hucker, Artikel Himmelpforten - Zisterzienserinnen, später Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 808-814.
Germania Sacra: 418
Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg