Photo: ArtMechanic, 2009, CC BY-SA 3.0
Königslutter - Benediktiner, dann lutherisches Kloster
Existenz: 1135 bis 1809
Heutiges Gebiet: Königslutter, Landkreis Helmstedt.
Orden/Art: Kanonissenstift; Benediktinerkloster; lutherisches Kloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Halberstadt; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel/ Königreich Westphalen
1135 erfolgte die Gründung des Benediktinerklosters durch Kaiser Lothar III. anstelle eines offenbar zuvor hier existierenden Kanonissenstifts. Die ersten Mönche stammten aus dem hirsauisch reformierten Kloster Berge bei Magdeburg. Das Kloster diente als kaiserliches Hauskloster und Grablege, in der Lothar selbst 1137 bestattet wurde, 1139 bzw. 1141 folgten Heinrich der Stolze und Richenza. 1147 und in den 1150er Jahren erhielt das Kloster Zuwendungen von Heinrich dem Löwen. Um 1150 wurde die Klosterkirche fertiggestellt.
Die Grundausstattung erhielt das Kloster durch Lothar III. und seine Gemahlin Richenza. Dazu gehörten die Wälder Elm und Brock sowie Besitzungen im Raum Süpplingenburg. Weitere Besitzungen lagen südlich des Elms und Wolfenbüttels zwischen Flöthe und Barnstorf sowie in den Gebieten westlich und nördlich von Magdeburg, vereinzelt und stark fluktuierend auch im Wolfsburger Raum und im Territorium der Halberstädter Bischöfe südlich des Elms. Neben dem Eigenhof in Königslutter befanden sich weitere Haupthöfe in Hagen und Schickelsheim. Seit dem 12./13. Jahrhundert erhielt das Kloster den Zehnten im Ort Königslutter und in den Orten bzw. Gemarkungen Lelm, Schoderstedt und Bornum. Auch erhielt es Einkünfte aus der Lüneburger Saline. Durch Schenkungen des Niederadels konnte das Kloster seine Besitzungen im 13. und frühen 14. Jahrhundert arrondieren. Ein wirtschaftlicher Aufschwung im 15. Jahrhundert wurde unter anderen durch die Funktion als Wallfahrtsort hervorgerufen. Seit 1291 ist eine Wallfahrt am 29. Juni (Petrus-Paulus-Tag) belegt, die seit 1408 als Luttersche vard bezeichnet wird. Die zum Großteil aus Norddeutschland stammenden Pilger nutzen die Wallfahrt oft in Kombination mit einem Pilgerzug nach Aachen. So konnten Einnahmen auch über Ablässe erzielt werden. Ende des Jahrhunderts hingegen wird von verschwenderischer Misswirtschaft berichtet. 1493 trat Köngslutter der Bursfelder Kongregation bei, wonach sich die finanzielle Lage des Klosters offenbar besserte.
Das Kloster Königslutter besaß Patronatsrechte in Barnstorf, in Klein Dedeleben, über St. Clemens in Oberlutter mit den Nebenkirchen in Rottorf und Sunstedt, über die Stadtpfarrkirche St. Sebastian in Unterlutter und der angeschlossenen Kirche St. Cosmas und Damian in Schoderstedt. Dieses Patronate bestanden mit Ausnahme der Kirchen von Rottorf, Sunstedt, Ober- und Unterlutter bis ins 19. Jahrhundert.
Das 16. Jahrhundert war von konfessionellen Wechsellagen geprägt: 1542-47 führte die Schmalkaldische Besatzung zur Reformation des Klosters, danach war es wieder katholisch. 1571 wurde es endgültig protestantisch. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Konvent nur Abt, Prior, Subprior und ein weiteres Klostermitglied. Ab 1580 wurde die Klosterkirche als Pfarrkirche genutzt. 1629-1631 wurde letztlich erfolglos eine erneute katholische Restitution des Konvents versucht. Seit 1636 standen Helmstedter Theologen dem Kloster als Äbte vor. 1655 wurde die Klostergemeinschaft aufgelöst, aber erst 1809 erfolgte die formale Auflösung des Klosters durch die Regierung des Königreichs Westphalen.
Heute existiert noch die Klosterkirche neben Teilen des Kreuzganges, einem Brunnenhaus und dem ehemaligen Refektorium. Zudem ist eine heute verbaute Mauer der „Neuen Abtei“ mit einigen Wandsäulen erhalten. Kunsthistorisch bedeutsam sind neben einem Jagdfries in der Hauptapsis der Klosterkirche sowie dem Löwenportal im nördlichen Seitenschiff Reste von Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert, die u.a. Petrus und Paulus und die Madonna darstellen.
Literatur: Stefanie Mamsch, Artikel Königslutter - Kanonissenstift, seit 1135 Benediktiner, später lutherisches Kloster, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 883-894
Germania Sacra: 155
GND: [4387867-2]
Bearbeiter: Aaron Schwarz