Photo: AxelHH, 2006, gemeinfrei
Lucklum - Deutscher Orden
Existenz: ca. 1264 bis 1809
Heutiges Gebiet: Gemeinde Erkerode, Landkreis Wolfenbüttel
Orden/Art: Kommende des Deutschen Ordens
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Halberstadt; Herzogtum Braunschweig/Königreich Westphalen
Nachdem der Deutsche Orden 1260 erste Besitzungen in Lucklum erworben hatte, erhielt er 1263 vom Bischof Volrad von Halberstadt die dortige Kirche und Pfarrei sowie drei weitere Hofstellen geschenkt.
Um 1264 wurde der Sitz der Kommende des Deutschen Ordens von der Elmsburg nach Lucklum verlegt. 1281 kam es wegen des befestigten Ausbaus des Hofes Lucklum durch den Orden zum Konflikt mit dem Braunschweiger Herzog. Nach der gütlichen Einigung stellte der Herzog die Kommende schließlich unter seinen Schutz. Die Kommende wurde von einem Komtur bzw. Landkomtur geleitet und unterhielt ein Hospital. Die Kirche in Lucklum war Pfarrkirche. Inkorporiert waren die Kirchen in in Erkerode und Uehrde. 1313 wird erstmals eine Schule erwähnt. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts betrieben die Pfarrkirchen in Lucklum und Uehrde jeweils eine Schule.
Durch Zukauf erweiterte der Orden seinen Besitz am Ort und erhielt 1280 zunächst das Vogteirecht sowie 1311 schließlich die volle Gerichtsbarkeit für Lucklum. Anfang des 14. Jahrhunderts hatte der Orden das gesamte Dorf in seinem Besitz. Die Kommende verfügte über Besitz in Lucklum und dem direkten Umland, Erkerode, Sickte, Evessen, Twieflingen, Veltheim, Volzum, Dobbeln, Söllingen, Eilum, Hoiersdorf, Schönigen, Cremlingen, Hötzum. Neben Forst- und Landwirtschaft und Fischerei unterhielt das Kloster Steinbrüche und betrieb Metallverarbeitung (Kupfer). Es besaß einen Wirtschaftshof und zwei Mühlen in Lucklum und den Stephanshof in Braunschweig. Im Verlauf der folgenden zwei Jahrhunderte wuchs der Besitz so sehr, dass er zu groß zur ausschließlichen Eigenbewirtschaftung wurde. Man begann zunehmend damit, die Güter zu verpachten.
1542 wurde durch den Schmalkaldischen Bund die Reformation eingeführt. Der Orden behielt seinen Besitz, hatte aber einen evangelischen Prediger und Lehrer einzustellen. Im Dreißigjährigen Krieg litt die Kommende schwer, fast alle Höfe fielen wüst. Nach dem Neuaufbau der Gebäude unter dem Landkomtur Johann Daniel von Priort gestalteten sich Land- und Forstwirtschaft erneut und nachhaltig bis zur Aufhebung des Klosters 1809 positiv. Die Kirche sowie das Gutshaus und die Wirtschaftsgebäude haben sich erhalten.
Literatur: Christian Frey, Artikel Lucklum - Deutscher Orden, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 934-938.
Germania Sacra: 157
GND: [4719174-0]
Bearbeiter: Aaron Schwarz