Photo: Klosterkammer, Carola Faber
Mariensee - Zisterzienserinnen, später ev. Damenstift
Existenz: vor 1214 bis heute
Heutiges Gebiet: Stadt Neustadt am Rübenberge, Region Hannover
Orden/Art: Zisterzienserinnenabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Minden, heute Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Bistum Hildesheim; bei Gründung: Grafschaft Wölpe
1214 erhielt der in Vorhagen bestehende Konvent von den Grafen von Wölpe einen Hof in Catenhusen, wo das Kloster Mariensee entstand. Stifter der Abtei war Graf Bernhard II. von Wölpe und anfangs blieb die Verbindung mit der Familie sehr eng.
Die Zisterzienserregel wurde wohl ständig befolgt, auch wenn das Kloster nicht dem Orden inkorporiert war. Über die Größe des mittelalterlichen Konvents ist nicht bekannt. Die Nonnen kamen anfangs aus gräflichen und edelfreien Familien des Umlandes, später kamen Töchter des Landadels und des Bürgertums hinzu. Des weiteren gehörten dem Konvent einige Pfründner und Konversen an. Er wurde von einer Äbtissin geleitet. Auch Propst und Priorin sind überliefert sowie Küsterin, Siechenmeisterin, Kellnerin und Subpriorin. Das Kloster hatte im Mittelalter das Patronatsrecht an den Kirchen in Basse und Kirchwehren. Legenden um eine gotische Madonna geben Hinweise auf mögliche Wallfahrten. Im Mittelalter bestand am Kloster ein Hospital.
Das Kloster verfügte im Mittelalter über Streubesitz in einem Umkreis von etwa 20 Kilometern um das Kloster, darunter Vorwerke und Amtshöfe. Ein Klosterhof bestand in Mariensee. Dazu kamen Renten aus der Lüneburger Saline sowie Salzeinkünfte aus Münder. Mühlen besaß es zeitweilig in Mariensee und der späteren Wüstung Dusleburg. Neustadt am Rübenberge, Hachmühlen, Meringen, Mariensee und Lahde.
1302 fiel das Kloster mit der Grafschaft nach dem Aussterben des Grafenhauses an die welfischen Herzöge. 1455 wurde das Kloster gegen den Willen des Bischofs von Minden und der ansässigen Nonnen im Sinne der Windesheimer Kongregation durch Johannes Busch reformiert. Enge Beziehungen bestanden zum Kloster Loccum.
1543 wurde es im Zuge einer lutherischen Visitation durch den Calenberger Generalsuperintendenten Antonius Corvinus zum evangelischen Damenstift. Die Annahme des Protestantismus scheint ohne Probleme verlaufen zu sein. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster schwer geplündert. 1627 mussten die Konventualinnen nach Hannover ausweichen. 1663 wurde das Kloster wiederhergestellt. Seit dem 19. Jahrhundert untersteht es der Klosterkammer, der Güterkomplex ist heute Teil des Hannoverschen Klosterfonds.. Das Kloster besaß im 19. Jahrhundert eine Nähschule aus der sich 1890 als „Warteschule“ einer der ersten norddeutschen Kindergärten entwickelte.
Die Klosterkirche besteht als Backstein-Saalkirche bis heute. Die heutigen Klostergebäude entstammen dem frühen 18. Jahrhundert. Zwei Glocken stammen von Meister Rideweg aus Hannover, eine kleinere von 1730 (1954 gesprungen) und eine größere von 1714 (1844 umgegossen). Seit 1955 gibt es mit vier Glocken ein neues Geläut. Daneben findet sich eine kleine Uhrglocke (1642). Inschriften finden sich auf dem mittelalterlichen Abendmahlsaltar, dem Altargerät, dem Taufstein, der Uhrglocke sowie auf Grabsteinfragmenten.
Literatur: Annette von Boetticher, Artikel Mariensee - Zisterzienserinnen, später ev. Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1015-1021
Germania Sacra: 3595
GND: [4694181-2]
FemMoData: 1335
Bearbeiter: Aaron Schwarz