Photo: Klosterkammer, Lina Hatscher
Medingen - Zisterzienserinnen, später evangelisch-lutherisches Damenstift
Existenz: 1228 bis heute
Heutiges Gebiet: Stadt Bad Bevensen, Landkreis Uelzen
Orden/Art: Zisterzienserinnenkloster; heute: evangelisch- lutherisches Damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Verden, heute Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Bistum Hildesheim; Bei Gründung: Herzogtum Sachsen, heute: Land Niedersachsen
1228 als Tochterkloster des Zisterzienserinnenklosters Wolmirstedt bei Magdeburg von einem Konversen Johannes und vier Nonnen, Clementa, Anthonia, Floria und Zacharia, gegründet, hielt sich der Konvent ab 1234/35 in Plate bei Lüchow auf. 1237 zog er nach Bohndorf um, dann war er ein Jahrhundert von 1241 bis 1339 in Altenmedingen ansässig. 1336 zog man in den neu erworbenen Ort Zellensen um, der seitdem Medingen genannt wird. Das Kloster besaß Mauritius-Reliquien.
Die Klosterkirche diente auch als Pfarrkirche. Das Kloster besaß die Kapelle Bohndorf im Kirchspiel Altenmedingen sowie Patronate über die Pfarrkirchen in Römstedt, St. Wilhadi in Bardowick, Wichmannsburg und Gollern.
Der Besitz des Klosters konzentrierte sich anfangs um Altenmedingen (bis 1336). Seit dieser Zeit hatte es auch großen Anteil an der Lüneburger Saline. Ein Klosterhof ist in unmittelbarere Nähe der Klosteranlage anzunehmen. Seit 1489 hatte das Kloster einen weiteren Hof in Bad Bevensen, der später vermeiert wurde. Über die Organisation des landwirtschaftlichen Besitzes ist nichts bekannt. Vom Klosterhof erhielt es Naturalabgaben. Es nutzte drei Mühlen an der Ilmenau in Wichmannsburg, Bruchtorf und Nassennottorf sowie in Röbbel. Nach der Reformation ist eine Mühle auf dem Klosterhof belegt. Hinzu kam ein Stadthof in Bad Bevensen.
1477 bis 1479 wurde der Konvent durch Propst Tilemann von Bavenstedt und Priorin Mechthild von Römstedt reformiert. 1481 umfasste der Konvent über 100 Mitglieder. Es sind männliche (seit 1347) und weibliche (seit 1351) Konversen bezeugt. Der Konvent unterstand der Leitung von Priorinnen und der Aufsicht eines Propstes. Pröpste stammten überwiegend aus dem Lüneburger Bürgertum. Seit 1494 oblag die Leitung einer Äbtissin. 1313 werden erstmals Laienschwestern zur Betreuung Kranker genannt.
1529 löste die Einführung der Reformation durch Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg heftigen Widerstand der Nonnen aus. Die Propsteigüter wurden eingezogen und bildeten fortan den Kern des Amtes Medingen. 1536 wurden Teile der Kosteranlage abgerissen, 1542 floh die damalige Äbtissin Margarethe Stöterogge nach Hildesheim. 1554 wurde die Reformation im Kloster schließlich mehrheitlich angenommen und so folgte 1559 die Umwandlung in ein Damenstift.
Nach starker Beeinträchtigung im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster im 17. Jahrhundert baulich erneuert. 1788 entstand nach einem vernichtenden Brand vom 30./31.01.1781 und dem Abbruch der Ruinen 1782 eine neue Klosteranlage. Heute ist das Kloster Teil der Klosterkammer Hannover. Klosteranlage und Klosterkirche sind heute in der Form von 1788 erhalten. Eine Glocke aus dem Jahre 1480 von Berthold von Rit ist erhalten. Kunsthistotisch bedeutsam ist eine Serie von Äbtissinnenporträts des 18. Jahrhunderts im Festsaal des Klosters. Durch den Klosterbrand sind die meisten Inschriften nur kopial überliefert, vgl. hierzu DI 76.
Literatur: Thomas Vogtherr, Artikel Medingen - Zisterzienserinnen, später evangelisch-lutherisches Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1044-1050.
Germania Sacra: 317
GND: [4203234-9]
FemMoData: 1356
Bearbeiter: Aaron Schwarz