Walsrode - Benediktinerinnen, Damenstift


Photo: AxelHH, 2009, Wikimedia Commons

Walsrode - Kanonissen(?), später Benediktinerinnen, später ev. Damenstift

Existenz: ca. 958 bis heute
Heutiges Gebiet: Walsrode, Heidekreis
Orden/Art: Kanonissenstift, später Benediktinerinnenabtei, später ev. Damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Bistum Minden; Herzogtum Sachsen, heute Land Niedersachsen

Gestiftet wurde das Kloster Rode von einem Grafen Wale und seiner Gemahlin Odelint vermutlich in der Zeit des Bischofs Landwart. Aus der Frühgeschichte des Klosters ist praktisch nichts bekannt, vermutlich handelte es sich um ein Stift für adlige Frauen. Um 1150 sind vermutlich Nonnen aus Walsrode an der Umwandlung des Klosters Ebstorf in ein Benediktinerinnenklosters beteiligt, für Walsrode ist es erst 1225 bezeugt, dass der Konvent die Benediktsregel angenommen hat, wenngleich sie wohl sehr frei ausgelegt wurde. 1376 und noch 1475 drängten einmal der Bischof und einmal der Herzog auf die Einhaltung der Regel, insb. der Präsenzpflicht. 1482 reformierte die Priorin Anna von Nassau das Kloster, jedoch offenbar weitgehend ohne Erfolg. 1494 lebten etwa 40 Nonnen im Kloster, sowie ebensoviele Laienschwestern. An Klosterämtern werden der Propst (erstmals 1168) und die Priorin (um 1300, später Äbtissin bzw. Domina) genannt. Der Konvent wählte seinen Propst, jedoch nahmen die Landesherren darauf Einfluss, zumals einige Pröpste zugleich Kanzler und Kapläne der Herzöge in Celle waren. Im 19. Jahrhundert engagierten sich die Konventualinnen im sozialen Bereich bspw. für eine Armenspinnschule, eine Kinderwarteschule oder ein Krankenhaus.
1176 erhielt das Kloster die Pfarrkirche in Walsrode. 1307 wurde die Kirche in Garßenbüttel dem Kloster inkorporiert, 1310 folgte die Kirche in Steimbke. 1490 ist eine Schule erwähnt, die 1496 ein neues Schulgebäude erhielt.
Im 13. Jahrhundert setzen Nachrichten über den Güterbestand des Klosters ein, der zu diesem Zeitpunkt stetig vermehrt wurde. Anfang des 16. Jahrhunderts besaß das Kloster 182 Höfe, fast alle in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern. Zehntabgaben zog der Konvent aus über 60 Orten ein, ferner weitere Geldabgaben aus den Orten Walsrode und Fallingbostel. Umfangreichen Besitz hatte das Kloster in der Lüneburger Saline. Die Höfe waren zumeist an Meier augegeben, nur ein Wirtschaftshof direkt am Kloster wurde selbst betrieben, hier befand sich eine Wassermühlöe. Weitere Mühlen befanden sich in Neuenkirchen, Fallingbostel, Altenboitzen, Benefeld, Jarlingen, Cordingen und Steinbeck bei Bispingen. Außerdem besaß das Kloster Fischereirechte und betrieb Fischwirtschaft in eigenen Teichen. Die wirtschaftliche Grundlage wurde mit dem Einzug des Propsteiguts durch die Herzöge und die Bildung des Klosteramts Walsrode stark geschwächt, 1626 einigte man sich auf eine jährliche Unterhaltszahlung für 11 Konventualinnen. 1811 wurde das Klostergut dem französischen General Durosnet als Dotation übertragen, das Inventar wurde versteigert.
1529 begann Herzog Ernst der Bekenner mit der Einführung der Reformation im Fürstentum und setzte einen evangelischen Prediger im Kloster ein, außerdem übernahm er selbst die Funktion des Propstes. 1545 wurde die Priorin Anna Behr abgesetzt und erst mit der Domina Gisela Klencke erscheint das Kloster konsequent lutherisch geworden zu sein. Ab 1699 war eine adlige Abstammung Bedingung für die Aufnahme ins Kloster.
1971 wurden die Fundamente der wohl ersten Kirche aus dem 13. Jahrhundert ergraben. 1482 brannte das Kloster aufgrund von Blitzschlag nieder und wurde wenig aufwendig wiederhergestellt, die Kirche wurde 1496 neu geweiht. 1850 war ein Neubau der Kirche abgeschlossen, die einen Turm von 1786 einschloss. Erhalten ist der mittelalterliche Kapitelsaal (heute: Remter). Die große Glocke der Klosterkirche stammt von 1437, weitere Glocken stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Erhalten sind Glasfenster des 15. Jahrhunderts am Klosterchor sowie eine Statue des Grafen Wale aus der Zeit um 1300. Inschriften: DI 76, Nr. 40, 54, 83, 121, 151, 172, 197, 216, 229, 239, 263, 283, 287, 295, 327.

Literatur: Dieter Brosius, Artikel Walsrode - Kanonissenstift? später Benediktinerinnen, später av. Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1487-1493

Germania Sacra: 716

GND: [4813347-4]

FemMoData: 2791

Bearbeiter: Niels Petersen