Wietmarschen - Kloster Marienrode


Photo: Tho4, 2016, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 4.0

Wietmarschen - Benediktiner-Doppelkloster, später ev. Damenstift Marienrode

Existenz: 1154 bis 1811
Heutiges Gebiet: Gemeinde Wietmarschen, Landkreis Grafschaft Bentheim
Orden/Art: Benediktiner, Benediktinerinnen, ev. Damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Münster, Sachsen, bei Aufhebung Kaiserreich Frankreich

Die Gründung des Klosters lässt sich auf eine Schenkungsurkunde des Bischofs Friedrich von Münster und der Gräfin Gertrudis von Bentheim aus dem Jahr 1154 zurückführen. Die Stiftung diente dem Andenken des verstorbenen Gemahl von Gerttrudis, Otto von Rhieneck. Das Kloster diente bis 1400 als Grablege der Grafen von Bentheim. Eine Marienwallfahrt zum Kloster ist seit dem 17. Jahrhundert überliefert.
Zur Erstausstattung gehörte der Zehnt des Ortes, ansonsten brachten die Nonnen, die in der Regel adliger Herkunft waren, Höfe und andere Güter in den Klosterbesitz ein. Auf dem Klostergelände scheint ein Klosterhof seit der Gründung bestanden haben, das Umland musste erst aufwändig urbar gemacht werden. Im 16. Jahrhundert verfügte auf diese Weise das Kloster über zahlreiche Höfe, Katen und andere Güter in der gesamten Grafschaft, um Lohne und an der Ems. Ein Wassermühle ist 1504 überliefert, 1521 erhielt das Kloster die Erlaubnis zur Errichtung einer Windmühle. 1806 fiel der Klosterbesitz an die Grafen von Bentheim gegen die Zahlung der Präbenden und nach Schließung des Klosters der Pensionen an die Stiftsdamen.
1246 erhielt das Kloster die Kirche von Schüttorf. Spätestens seit 1653 übte die Äbtissin hier auch das Amt einer Archidiakonin aus.
In der Frühzeit bestanden ein Männer- und ein Frauenkonvent nebeneinander unter einem Abt und jeweils eigenen Prioraten, bis 1259 der Männerkonvent nach Utrecht zog. Der Frauenkonvent erlebte von 1320 bis 1489 seine Blütezeit. Zu den Klosterämtern zählten der Prior (erstmals genannt 1178), die Priorin (1271), Äbtissin (1501), Oberin (Seniorisse, 1640), Küsterin (1383) und die Kellnerin (1504).
1481 hat sich das Kloster der Bursfelder Kongretation angeschlossen und wurde entsprechend reformiert, visitiert wurde es vom Abt des Klosters Liesborn.
Der 1544 unternommene Versuch, im Konvent die Reformation einzuführen, scheiterte an dessen Widerstand. Wenngleich das Kloster formell katholisch blieb, wandelte sich die Lebensweise des Konvents stetig. Der Habit wurde abgelegt und die Nonnen verfügten bald über eigene Präbenden, z.T. auch über einen eigenen Haushalt.
Mit dem Anfall Bentheims an das Königreich Frankreich wurde das Kloster 1811 aufgelöst. Die Stiftskirche wurde 1927 unter Einbeziehung des alten Chors durch einen Neubau ersetzt. Die Abteil wurde 1829 abgerissen. Zum Teil sind die Häuser der Stiftsdamen erhalten. Die älteste Glocke stammt aus dem 16. Jahrhundert (Gießer Wolter Westerhues), die erhaltenen Kunstgegenstände vor allem aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.

Literatur: Heinrich Voort, Artikel Wietmarschen - Benediktiner-Doppelkloster, dann Benediktinerinnen, später ev. Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1529-1535.

Germania Sacra: 911

GND: [5502068-9]

FemMoData: 2825

Bearbeiter: Niels Petersen