Photo: Rabanus Flavus, 2008, gemeinfrei.
Gronau – Dominikaner
Existenz: 1680 bis 1815
Heutiges Gebiet: Gemeinde Gronau, Landkreis Hildesheim.
Orden/Art: Dominikanervikariat; 1725 Priorat.
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim
Nach dem Scheitern der Bemühungen um die Wiederherstellung des in der Reformation aufgelösten Dominikanerklosters St. Paulus in Hildesheim beauftragte der Fürstbischof Maximilian Heinrich von Bayern den Dominikaner Franz Krukenkamp aus dem Halberstädter Konvent mit der Einrichtung einer Ordensniederlassung in Gronau. Am 8. Dezember 1680 bestätigte der Ordensgeneral die Niederlassung und erteilte die Erlaubnis, die Einkünfte des ehemaligen Hildesheimer Konventes zu beanspruchen. Als Unterkunft diente das ehemalige Terminierhaus des Ordens, das man vom Kloster Escherde zurückkaufte. Die Dominikaner sollten die in dieses Diasporagebiet eingewanderten Katholiken aus Brabant, dem Rheinland und Westfalen seelsorgerisch betreuen. Die Klosterkirche fungierte als Pfarrkirche für Gronau. Außerdem übernahmen die Dominikaner die Seelsorge in den Amtspfarreien Poppenburg, Wohldenberg, Henneckenrode und in Mehle. Als Vertretungen wirkten sie längere Zeit in Bilderlahe, Borsum, Groß Düngen, Dingelbe, Steinbrück, Söhre und Algermissen. Seit 1750 betreuten sie die Katholiken, vornehmlich Studenten, in Göttingen. 1725 erhob das Generalkapitel in Bologna das Gronauer Vikariat zum Priorat. In dieser Zeit erreichte der Konvent mit ca. 20 Religiosen seinen Höchststand. Anfangs wirkten weltliche Lehrkräfte in der mit dem Kloster verbundenen Schule; später übernahmen die Patres oder Brüder den Unterricht.
Die materiellen Grundlagen des Klosters waren schwach. Sie bestanden aus einer jährlichen Zulage der bischöflichen Regierung sowie der Verpachtung einer Braugerechtsame (seit 1709) und zweier ererbter Kötnerhöfe in Mehle (1752) und Eberholzen (1759).
Die preußische Regierung sah 1803, als dem Konvent noch zehn Patres, drei Laienbrüder und ein Novize angehörten, wegen des geringen Vermögens und zur Sicherung der Seelsorge einstweilen von einer Aufhebung ab, untersagte aber die Aufnahme von Novizen. 1812 war der Konvent auf vier Personen zusammengeschmolzen. Ein Jahr später beschlagnahmte die westphälische Regierung das Klostervermögen. Mit der Enteignung der Klostergebäude am 5. Juni 1815 vollzog sich die endgültige Aufhebung des Konventes.
Während die Kirche nach 1815 weiterhin als Pfarrkirche fungierte, wurde der östliche Klosterflügel als Amtsregistratur (später Landratsamt) und Gerichtsgefängnis benutzt; im Nordflügel befanden sich im Untergeschoss die Schule und die Wohnung für den Küster, im Obergeschoss die Wohnungen für den Pfarrer und den Kaplan. 1932 richtete man im Ostflügel eine Niederlassung der Vinzentinerinnen ein. Erhalten ist die St.-Joseph-Glocke von 1720 aus der Werkstatt Erhard Christoph Becker, Hildesheim. Zu den bedeutenden Kunstgegenständen zählen eine Pietà um 1490; Kreuzigungsgruppe aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts und eine Maria auf der Mondsichel.
Literatur: Hans-Georg Aschoff, Artikel Gronau – Dominikaner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 545-548
Germania Sacra: 89
Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg