Photo: Hoger, 2006, CC BY-SA 3.0 de
Hildesheim – Benediktiner St. Michael
Existenz: ca. 1010/1022 bis 1803
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Benediktinerabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim, bei Aufhebung Königreich Preußen
Das von Bischof Bernward gegründete, aus einer Kapelle hervorgegangene Männerkloster war das bedeutendste der alten Diözese Hildesheim. Als ein gesichertes Datum für den Bau der Basilika lässt sich 1010 angeben. Das Kloster wurde vom Bischof mit umfangreichem Besitz ausgestattet. 1022 war der Gründungsprozess des Klosters abgeschlossen. 1131 näherte es sich mit der Einführung einer Prioratsverfassung der sog. Hirsauer Reform an. Dem großen Reliquienschatz gehörten u.a. Kreuzpartikel und Reliquien Bischof Bernwards an. Papst Innozenz IV. stellte das Kloster 1193 unter päpstlichen Schutz und sicherte die freie Abtwahl zu. Im 12. Jahrhundert entstand das Hospital des Klosters, später Bernwardhospital genannt. Es war damit das älteste seiner Art in Hildesheim. Im 15. Jht. kam ein Fremdenhospiz dazu.
Der Konvent umfasste im 13. Jahrhundert zwischen 20 und 30 Mitglieder. Seit 1131 tritt neben dem Abt ein Prior auf. Einem disziplinarischen Verfall im 14. Jahrhundert begegnete man nach der Visitation durch Nikolaus von Cues mit der Einsetzung des Bursfelders Johann Eyleken als Abt und 1453 mit dem Anschluss an die Bursfelder Kongregation.
Im Besitz des Klosters befanden sich zahlreiche Kirchen darunter Burgstemmen, Lenglern und Dassel. 1504 wird der Abt als Patronatsherr von elf Kirchen bezeichnet. 1803 übte er noch das Patronatsrecht u.a. über St. Michael, aber auch inzwischen lutherische Pfarreien wie Barfelde und Gronau aus.
Der Abt von St. Michael war bei den Hildesheimer Landtagen vertreten. Durch Versuche der Stadt Hildesheim die Rechte des Klosters einzuschränken und zu Steuerzahlungen zu bewegen kam es im 16. Jahrhundert vermehrt zu Spannungen. 1532 wurde das Kloster kurzzeitig von Bürgern besetzt, bis es dem Rat die Zahlung von Abgaben zusagte. 1543 wurde die Basilika zur protestantischen Pfarrkirche erklärt, zahlreiche Kunstgegenstände wurden entnommen, darunter der Bernwardschrein. 1634 bis 1643 musste der Konvent das Kloster vorübergehend verlassen. Um 1706 entstand eine Mädchenschule beim Michaeliskloster.
1812 wurde die katholische St. Michaelisgemeinde aufgelöst.
Neben dem Gründungsbesitz verfügte das Kloster Ende des 12. Jahrhunderts über zahlreiche Abgabenrechte etwa in Nettlingen, Lafferde u.a. sowie über zehn Mühlen (in Hildesheim im Wohle, die Lademühle, in Schwalenhausen bei Hemmendorf, Lafferde, Nettlingen, Achem bei Gronau, zwei in Schöningen, in Diemarden und Alenhusen; im 14. Jh. waren noch die Lademühle, eine Mühle an der Saale, die Schlirmühle bei Lafferde und die Mühlen in Nettlingen und Schöningen vorhanden) und 19 Herrenhöfe. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden viele weit entfernte Güter aufgegeben. Außerdem gehörten dem Kloster diverse Fischereien. 1641 sind Besitz(ansprüche) in 135 Orten genannt. Um 1760 entstand der „Paterhof “ in Gronau, wo ein Konventuale die klostereigenen Ländereien verwaltete. Auch 93 Meiergüter im Hochstift Hildesheim, 35 in Hannover und 20 in Braunschweig gehörten zum Besitzstand. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erlebte das Kloster einen wirtschaftlichen Aufschwung und im Laufe des 18. Jahrhundert wurde es schuldenfrei und konnte daher andere Klöster finanziell unterstützen, darunter die Hildesheimer Kapuziner und die Dominikaner in Gronau. 1803 verfügte das Kloster über ein angelegtes Kapital von 174.000 Reichstalern.
Heute existiert die Basilika, die als einer der bedeutendsten Bauten der ottonischen Zeit gilt, als Rekonstruktion (seit 1960). Die nach 1945 übrig gebliebenen Teile der Klausuranlage wurden in das 1953 fertiggestellte neue Predigerseminar integriert. Eine gesprungene Glocke von 1240 befindet sich heute im Landesmuseum Braunschweig. Des weiteren existiert eine Glocke von 1518. Kunsthistorisch bemerkenswert ist die Langhausdecke aus dem 12./13. Jahrhundert, die die Wurzel Jesse nebst Beschriftungen darstellt. Inschriften sind in DI 58 aufgeführt. Zahlreiche Kunstgegenstände gehören zum Domschatz und sind z.T. im Dommuseum ausgestellt.
Literatur: Hans-Georg Aschoff, Artikel Hildesheim – Benediktiner, St. Michael, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 682-696.
Germania Sacra: 93
GND: [4374853-3]
Bearbeiter: Aaron Schwarz