Photo: Rabanus Flavus, 2008, gemeinfrei.
Hildesheim – Magdalenerinnen
Existenz: 1227/28 bis 1810
Heutiges Gebiet: Stadt Hildesheim
Orden/Art: Büßerinnen-Nonnenkloster, Magdalenerinnen
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Hochstift Hildesheim, bei Aufhebung: Königreich Westphalen
Das Kloster St. Maria Magdalena vor Hildesheim wurde vermutlich 1227/28 von Bischof Konrad II. gegründet. 1228 ist der Klosterkonvent bereits bezeugt. Er war Teil des Ordens der Büßenden Schwestern der Heiligen Maria Magdalena und schloss einige Gebetsbrüderschaften auch über Hildesheim hinaus. 1440 und 1488 bestand der Konvent aus 30 Nonnen und neun Laienschwestern. Im 17. und 18. Jahrhundert schwankt die Zahl zwischen 18 und 24. 1804 waren es 16 Nonnen nebst Priorin (Domina) und Subpriorin, die den Konvent leiteten. Das Kloster unterstand ferner bis 1753 der Aufsicht eines Propstes. Im 14. Jahrhundert wurden oft Inhaber von Pfarrstellen zu Pröpsten des Klosters gewählt, später waren sie oft Kanoniker in Kollegiatsstiften und/oder Domvikare in Hildesheim.
Seit 1382 war das Kloster im Besitz der aus dem Dom überführten Reliquien der hl. Magdalena. Seit dem 14. Jahrhundert ist eine Klosterschule nachweisbar. Vor 1311 wurde ein Tochterkloster St. Magdalena in Einbeck gegründet, das schon 1314 vom Hildesheimer Mutterkloster getrennt wurde. Das Kloster übte das Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Ottbergen sowie deren Filialkirche in Farmsen aus.
Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich das Kloster in guter Verfassung. Es verfügte über mindestens 37 Meierhöfe in den Ämtern Marienburg, Peine, Ruthe, Steinbrück, Steuerwald und Wohldenberg. Die Besitzungen konzentrierten sich auf die Ämter Peine und Steuerwald. Außerdem verfügte es über einige Höfe am Alten Markt in Hildesheim. Zehntrechte besaß das Kloster in Delm, Farmsen, Hohenhameln, Sarstedt, Schellerten und Wennerde sowie in dem im grubenhagenschen Amt Einbeck gelegenen Stöckheim. 1420 erhielt es einen Weinberg an der Innerste. Seit 1288 verfügte es über die Mühle in Sorsum. Aus der Walkmühle vor dem Dammtor in Hildesheim und der Mühle in Klein Düngen erhielt es jährlichen Zins.
1497 wurde das zunächst außerhalb der Stadt liegende Magdalenenkloster in die erweiterte Stadtbefestigung Hildesheims einbezogen, was zu langwierigem Streit mit dem Rat der Stadt führte.Während der Reformation konnte sich der katholische Konvent erfolgreich behaupten. Anfang des 17. Jahrhunderts geriet das Kloster wirtschaftlich in Unordnung. Der Dreißigjährige Krieg belastete das Kloster schwer, z.B. durch zeitweilige Schließung der Kirche und Einquartierungen, nach 1648 setzte jedoch eine wirtschaftliche Erholung ein. Seit 1753 wurde die Propstei infolge eines Rechtsstreits nicht mehr besetzt. Ab 1758 wurde das Kloster durch Kontributionen im Zuge des Siebenjährigen Krieges schwer belastet, seit 1803 durch den preußischen Staat. 1810 erfolgte die Auflösung.
Heute existiert das Klostergebäude St. Magdalenen in anderer Nutzung. Zu Inschriften vgl. DI 58 Nr. 153.
Literatur: Christian Hoffmann, Artikel Hildesheim – Magdalenerinnen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 744-754.
Germania Sacra: 104
Bearbeiter: Aaron Schwarz