Photo: St.-Blasien-Komplex, Ansicht vom Münsterplatz, FWP, 2007 CC BY-SA 2.0 de
Northeim – Benediktiner St. Blasien
Existenz: verm. vor 1083 bis 1616/32
Heutiges Gebiet: Stadt Northeim, Landkreis Northeim
Orden/Art: Benediktinerkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
Das Datum der Gründung ist umstritten, wird aber vor 1083 angesetzt. Vermutlich gründeten die Grafen von Northeim das Kloster. 1144 wurde dem Kloster die freie Abtswahl zugesichert. Damals unterstand es dem Erzbischof Heinrich von Mainz. Seit 1152 war Herzog Heinrich der Löwe bis zu seinem Sturz Schutzherr des Klosters. Von 1230-1241 kam es zwischen dem Herzog von Braunschweig, dem Grafen von Dassel und den Edelherren von Plesse zu schwerem Streit um die Klostervogtei. 1234 verbot Herzog Otto das Kind die Aufnahme weiterer Nonnen und versetzte die Nonnen nach Fredelsloh und Wiebrechtshausen. 1312 wurde die Zahl der Mönche aus finanziellen Gründen auf 24 begrenzt. Ihm stand ein Abt vor. Außerdem ist ein Prior belegt.
Das Kloster verfügte über einen großen Reliquienbestand, der in sechs Laden aufbewahrt wurde. Dazu zählten u.a. Reliquien der Heiligen Maria, Blasius, Andreas, Silvester, Bonifatius, Cosmas, Johannes des Täufers, Maria Magdalena, Andreas sowie Tücher aus der Krippe in Bethlehem, Schweiß und Blut Christi u.v.m. Dem Kloster war die Stadtpfarre St. Sixtus inkorporiert. Die Pfarrstelle wurde von einem Mönch versehen. Es übte ferner das Patronatsrecht über die Bonifatiuskirche in Medenheim bei Northeim, eine Kapelle in Sudheim und eine weitere in Norteim aus. Gemeinsam mit dem Rat der Stadt übte es das Patronatsrecht über das außerhalb der Stadtmauer gelegene St.-Georgs-Siechenhaus aus.
Der größte Teil der Liegenschaften innerhalb des städtischen Weichbildes und in dessen Umgebung gehörte dem Blasiuskloster und war ihm zu verschiedenen Abgaben verpflichtet. Weitere Besitzungen des Klosters lagen u.a. an der Werra und in der Nähe Northeims. Dazu zählte u.a. Clawenhusen (später Güntgenburg). Es erhielt den Northeimer Zehnten. Das Kloster besaß zudem das Zoll-, Münz- und Marktrecht. Es besaß einen Klostergutshof in der Stadt, eine Pferdemühle in Northeim und die 1434 errichtete Leinemühle. Fischereirechte besaß es an der Ruhme und verschiedenen anderen Orten. Mitte des 15. Jahrhunderts scheint der Konvent in Geldnot gewesen zu sein.
1464 trat das Kloster der Bursfelder Kongregation bei. 1542 wurde das Kloster im Zuge der Reformation säkularisiert. Der Konvent blieb leicht verändert bestehen. Sein Umfang wurde in dem nächsten Jahrzehnten u.a. durch Epidemien stark reduziert. 1565/66 verließ der letzte Abt Northeim, womit das Kloster als geistliche Einrichtung aufhörte zu existieren. Schon seit 1553 wurde der Klosterbesitz schrittweise durch Herzog Erich II. an den Northeimer Rat verpfändet. Es bildete sich langsam eine landesherrliche Klosterverwaltung heraus. Es bestand eine Klosterschule. 1432 wurde das Siechenhaus St. Georg auf der Northeimer Gemeinfreiheit errichtet, an dem das Kloster beteiligt war. Es beteiligte sich auch an der Errichtung eines größeren Hospitals St. Spiritus innerhalb der Stadt in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Nach mehrfachem Besitzerwechsel wurde im September 1629 gegen den Widerstand des Stiftspächters militärisch in Besitz genommen. Kaiserliche Kommissare setzten das sog. Restitutionsedikt um und reaktivierten das nun wieder katholische Blasiuskloster. Es gab erneut einen Abt, ein Konvent fehlte hingegen. 1632 wurden die Kaiserlichen und der Abt von schwedischen Truppen aus Northeim vertrieben.
Erhalten ist neben Resten der Klosterkirche und des Kreuzgangs der nördliche Vierungsarm (ehem. Sakristei, heute St.-Blasien-Kapelle). Es gab 2-3 Klosterglocken aus dem 16./17. Jahrhundert.
Literatur: Frank Engel, Artikel Northeim – Benediktiner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1100-1108.
Germania Sacra: 858
Bearbeiter: Aaron Schwarz