Photo: Nifoto, 2012, CC BY-SA 3.0

Wiebrechtshausen – Zisterzienserinnen

Existenz: ca. 1230 bis vor 1612
Heutiges Gebiet: Stadt Northeim, Landkreis Northeim
Orden/Art: Zisterzienserinnenabtei
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz; Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, bei Schließung Fürstentum Calenberg-Göttingen

Das Kloster war vermutlich Rechtsnachfolger eines mindestens seit 1217 bestehenden Hospitals am Ort. Die Nonnen für den Konvent stammten vermutlich aus dem Benediktinerkloster St. Blasius in Northeim, von wo sie 1234 von Herzog Otto dem Kind nach Wiebrechtshausen und Fredelsloh versetzt wurden. Als Zisterzienserinnen wurden die Nonnen erstmals 1245 bezeichnet. Die Größe des Konvents lag vermutlich immer unter 20 Personen. Die Nonnen stammten aus dem regionalen Adel und Bürgertum (v.a. Einbeck und Northeim). Der Bildungsstand im Konvent scheint vergleichsweise gut gewesen zu sein, es gibt Hinweise auf eine Schreibstube, eine interne Schule und eine Bibliothek. Im 16. Jahrhundert wurden die Lateinkenntnisse der Nonnen betont. Ein Propst wird 1240 genannt, weitere Ämter waren Priorin (erstmals genannt 1364), Subpriorissa (1592), Küsterin (1462), Kellnerin (1482), Scholaster (1318), Cameraria.
Das Kloster übte seit 1366 das Patronatsrecht über die Pfarrei Langenholtensen aus und verfügte über eine Kapelle in Aschau. Seine Güter erwarb der Konvent vor allem im 14. Jahrhundert, sie lagen vor allem in einem Umkreis von ca. 15 Kilometer um das Kloster. Wirtschaftshöfe wurden in Wiebrechtshausen und vermutlich in Mandelbeck betrieben. Neben der Wassermühle beim Kloster verfügte der Konvent noch über eine Walkmühle und eine Ölmühle. Im Kloster selbst scheint Bier gebraut worden zu sein. Insgesamt war das Kloster wirtschaftlich nie besonders stark gewesen. Zu seinen frühen Förderern gehörten der lokale Adel, Northeimer Bürger und die Herzöge. 1359 bestimmte Herzog Otto der Quade das Kloster zu seiner Grablege, wie in der Folge auch andere adlige Familien. Um 1400 entstammte die Äbtissin dem Herzogshaus und die Priorin den Grafen von Lutterberg.
1459 wurde der Konvent auf Veranlassung von Herzogin Agnes reformiert 1542 scheint der auf wenige Nonnen geschrumpfte Konvent bereits lutherisch gewesen zu sein, wurde 1549 bis 1588 durch Herzog Erich II. rekatholisiert und war dann bis zu seiner Schließung erneut lutherisch. Nach beständiger Geldentnahme durch die Landesherren seit Mitte des 15. Jahrhunderts und vor allem unter Herzog Erich II. war das Kloster zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch Schulden so verarmt, dass nur noch ein landwirtschaftlicher Betrieb übrig blieb. Das ehemalige Nonnenhaus wurde fortan als Zehntscheune genutzt, die Klosterkirche aus der Gründungszeit ist bis heute erhalten geblieben. In der Kirche befindet sich noch eine Kreuzigungsdarstellung aus dem 13. Jahrhundert, in der angebauten St. Annenkapelle das Grabmal Ottos des Quaden.

Literatur: Thomas Moritz, Artikel Wiebrechtshausen – Zisterzienserinnen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1512-1518.

Germania Sacra: 910

GND: [7708903-0]

FemMoData: 2817

Bearbeiter: Niels Petersen