Photo: Axel Hindemith, 2012, CC BY 3.0
Brunshausen - Benediktinerinnen, vorher Benediktiner
Existenz: vermutlich vor 1106/11 bis 1810
Heutiges Gebiet: Stadt Bad Gandersheim
Orden/Art: Benediktinerinnenkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Hildesheim; Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
Zeitpunkt und Umstände der Gründung und Entstehung des Klosters sind nicht eindeutig nachzuweisen. Vermutlich siedelte der Graf Liudolf an einer Eigenkirche auf dem Liudolfinger Herrschaftssitz Brunshausen einen Sanktimonialenkonvent an, der 881 in die neu errichtete Stiftskirche Gandersheim umzog. Vermutlich vor 1106/11 wurde dieser mit Mönchen besetzt. Initiatorin der Gründung des Klosters war vermutlich die Äbtissin des Reichsstifts Gandersheim. Eine Urkunde Bischof Bernhards I. von Hildesheim von 1134 zur Regelung der Neubesetzung des benachbarten Klosters Clus mit Reformmönchen bestätigte dem Cluser Abt auch die Übernahme der Leitung der Kirche von Brunshausen. Zwischen 1192 und 1206 muss das Reichsstift die Verbindung mit Clus gelöst und Brunshausen in ein Nonnenkloster umgewandelt haben. An Ämtern sind überliefert: Propst (1201); Priorin, ab 1495 auch Domina genannt (1267); Unterpriorin (1512); Küsterin (1414); Cantrix (1549); Cameraria, auch Prokuratorin oder Schäfferin (1414). Das Benediktinerinnenkloster blieb Eigenkloster des Gandersheimer Reichsstifts. Dem Propst stand als Vorsteherin des Konvents eine Priorin zur Seite. 1448 erfolgte eine Reform des Klosters im Sinne der Bursfelder Kongregation und die Aufsicht über den Konvent übernahm wieder der Abt des Reformklosters Clus. Die Klosterkirche ist im 16. Jahrhundert als Pfarrkirche erwähnt. Patronatsrechte besaß das Kloster in Altgandersheim, Avendshausen mit Filiale Rengershausen, Dinckelerßrodt (evtl. Dankelsheim), Gehrenrode mit Filiale Helmscherode, Gremsheim und Wolperode mit Filiale Ackenhausen.
1544 bestand der Konvent aus sechs Chorjungfrauen und acht Laienschwestern, die passiven Widerstand gegen die Reformation leisteten. Dennoch wurde 1571 gegen den Willen von Domina und Konvent ein herzoglicher Beamter als Propsteiverwalter eingesetzt. Die Inventare des 16. und 17. Jahrhunderts nennen als Besitzungen des Klosters: eine Vielzahl von Ländereien (Äcker, Wiesen, Holzung, Gärten und Teiche) in Eigenwirtschaft; dazu Meierländereien in den umliegenden Gerichten sowie weiter entfernt in Avendshausen (bei Einbeck) und in Angerstein und Parensen (nördlich von Göttingen). Zudem gab es eine Klostermühle, nördlich des Klosterhofes.
Der Konvent dürfte bis zum Tod der Domina Ursula Kircks 1586 vollständig evangelisch geworden sein. Der Dreißigjährige Krieg brachte die Vernichtung aller Wirtschaftsgebäude, die Vertreibung der verbliebenen fünf Konventualinnen und die kurzzeitige Einführung katholischer Nonnen mit sich. Die Braunschweigische Klosterordnung von 1655 führte zur Neukonstituierung eines evangelischen Konvents in Brunshausen. Der West- und ein Teil des Nordflügels des Klosters wurden ab 1713 zur Sommerresidenz für die Stiftsäbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen umgebaut. 1810 erfolgte schließlich die Säkularisation des Stifts. Die noch bestehende gotische Hallenkirche stammt aus dem 14./15. Jahrhundert. Das Kloster befindet sich im Besitz der Stadt Bad Gandersheim und wurde 1989 zum Kulturzentrum umgebaut. Bei Ausgrabungen im Bereich der Klosterkirche wurden 1960 tausende bemalte Glasscherben höchster künstlerischer Qualität aus der Zeit um 1200 gefunden.
Literatur: Christian Popp. Artikel Brunshausen - Benediktiner, später Benediktinerinnen, dann Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 259-264.
Germania Sacra: 62
GND: [5334508-3]
FemMoData: 2965
Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg