Buxtehude - Altkloster

Melchior Lorichs, Elbkarte 1568 (Ausschnitt)

Buxtehude - Benediktinerinnen (Altkloster)

Existenz: 1196/97 bis 1648/50 bzw. 1700
Heutiges Gebiet: Stadt Buxtehude, Landkreis Stade
Orden/Art: Benediktinerinnenkloster
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Diözese Verden; bei Schließung: Herzogtum Bremen

Die Gründung des Klosters erfolgte 1196/97 durch eine Stiftung der Edelherren Heinrich und Gerlach von Buxtehude sowie Heinrichs Gattin Floria, die dem Kloster neben Grundbesitz auch die Pfarrkirche des Dorfes Buxtehude übertrugen. Die Gründung der Stadt nahe des Klosters durch Erzbischof Giselbert von Bremen 1285 hat die weitere Entwicklung des Klosters erheblich beeinflusst. Durch die umfassende Kirchenherrschaft, die der Propst in den folgenden Jahrhunderten über die Stadt ausübte, gewann das Kloster erhebliche Einflussmöglichkeiten. Im Spätmittelalter ging der Name des Klosterdorfes auf die Stadt über, während das Kloster zur Unterscheidung von Neukloster als Altes Kloster bei Buxtehude oder kurz Altkloster bezeichnet wurde. Der erste Konvent des 1274 in Neuenkirchen im Alten Land gegründeten Klosters Neukloster kam aus Altkloster. Das Alte Kloster entwickelte sich zu einem der größten und bedeutendsten Frauenklöster der Region: 1515 zählte es 58 Chorfrauen, 18 Novizinnen, 13 Laienschwestern und eine Witwe. An Klosterämtern bestanden der Propst (erstmals genannt 1197), eine Priorin bzw. domina, Subpriorin, Vogt, Klosterschreiber.
Bereits bei der Gründung erhielt das Kloster eine großzügige Ausstattung vor allem in den Dörfern auf der Geest südlich und südwestlich des Klosterortes. Durch Schenkung und Kauf kam weiterer Besitz in den welfischen Geestgebieten oberhalb von Buxtehude hinzu. Für die durch die Gründung der Stadt erlittenen Verluste an Besitz und Einkünften erhielt das Kloster 1287 eine Entschädigung. Es erwarb zudem vier Salzpfannen und zahlreiche kleinere und größere Einkünfte aus Sülzhäusern in Lüneburg. Im 14. Jahrhundert kamen Besitz und Zehnte im Alten Land in den Kirchspielen Jork, Borstel, Estebrügge und Neuenfelde hinzu. Durch Kreditvergaben an Bauern im Alten Land bekamen Renteneinkünfte eine erhebliche Bedeutung. Ein Wirtschaftshof, das sogenannte Vorwerk, befand sich beim Kloster. An der Este besaß das Kloster seit der Gründung eine Wassermühle. 1622 wurde eine Papiermühle angelegt und verpachtet. Eine Säge- und Walkmühle ließ man 1625 zu einer zweiten Papiermühle umbauen. Das Kloster besaß mehrere Fischteiche. In der Stadt Buxtehude besaß das Alte Kloster seit 1304 den Wedemhof als Pfarrhof für die Geistlichen der St. Petri-Kirche. Zur Pfarrei des Klosters gehörten Eilendorf und Bredenbeck (später Neukloster) auf der Geest sowie Urenfleth (Cranz) und Nienhusen (Groß Hove) im Alten Land, außerdem das im 13. Jahrhundert gegründete Neuland. Die St. Petri-Kirche in der 1285 im Klosterkirchspiel gegründeten Stadt Buxtehude wurde dem Kloster inkorporiert. 1388 wurde die Kirche in Estebrügge dem Kloster inkorporiert.
Neben Zeven, Neukloster und Harsefeld gehörte Altkloster zu den vier Klöstern im Erzstift Bremen, die bis zu ihrer Aufhebung in der Mitte des 17. Jahrhunderts im durchgehend protestantisch gewordenen Umfeld am katholischen Glauben festhielten. Die ab 1578 protestantischen Pröpste mussten katholische Beichtväter zulassen und den katholischen Gottesdienst erhalten. Die Eroberung des Erzstifts Bremen durch die Schweden 1645 leitete jedoch schließlich das Ende des Klosters ein. Das Alte Kloster kam 1648 als erbliches Mannlehen an Johann Matthias Oliequist, Bischof von Strängnäs. Der Propst wurde abgefunden und durch einen Verwalter ersetzt. Die zuletzt 16 Nonnen und sechs Laienschwestern mussten auf Lebenszeit aus dem Klostergut versorgt werden. Auf französische Intervention wurde die Beibehaltung des katholischen Gottesdienstes zugestanden; die geistliche Betreuung übernahmen in Alt- und Neukloster Benediktiner aus St. Godehard in Hildesheim. Nach der Wiedereinziehung der Klostergüter wurde zu deren Verwaltung 1680 das königliche Amt Altkloster mit Sitz in Buxtehude gebildet. Die letzte Nonne in Altkloster starb 1700, bald darauf wurden die baufälligen Klostergebäude abgerissen, die Klosterkirche und des Glockenturms folgten 1769. Nach archäologischen Ausgrabungen 1981/82 konnten die Grundmauern der Klausurgebäude teilweise rekonstruiert werden. Das Epitaph der 1634 gestorbenen Ehefrau Anna (geb. Hauto von Hautenberg) und zweier Töchter des niederländischen Diplomaten Foppe van Aitzema in Hamburg, wurde 1770 von der Klosterkirche in die St. Petri-Kirche in Buxtehude überführt, wo es als einziger Rest des Kirchenausstattung der Klosterkirche erhalten ist.

Literatur: Robert Gahde, Artikel Buxtehude-Altkloster - Benediktinerinnen, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 294-300.

Germania Sacra: 358

GND: 4442027-4

FemMoData: 134

Bearbeiterin: Leonie Bunnenberg