Photo: Ra Boe, 2012, CC BY-SA 3.0 de
Neuenwalde - Benediktinerinnen, später Damenstift
Existenz: 1219 bis zur Gegenwart
Heutiges Gebiet: Stadt Langen, Landkreis Cuxhaven
Orden/Art: Benediktinerinnenkloster; evangelisches Damenstift
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Bremen/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Bistum Hildesheim; Kurfürstentum Hannover/Königreich Westphalen/Land Niedersachsen
Nach der Gründung 1219 in Midlum durch die Herren von Diepholz wurde das Kloster 1282 an die Heiligkreuz-Kapelle in Altenwalde und 1334 an den heutigen Standort Neuenwalde verlegt. Das Dorf Neuenwalde entstand später um das Kloster. 1506 trat das Kloster der Bursfelder Kongregation bei.
Im Mittelalter umfasste der Konvent selten mehr als 15-20 Nonnen, die Töchter des Stiftsadels sowie Töchter angesehener Hadelner Bauernfamilien und des Hamburger und Bremer Patriziats waren. 1684-2004 waren nur Adelige zugelassen. Der Konvent wurde von einer Priorin geleitet und unterstand der Aufsicht eines Propstes.
Als Reliquien gab es (bis ca. 1620) Partikel vom Kreuze Christi. Es bestand bis in die Frühe Neuzeit eine Wallfahrt zur Kapelle zum Heiligen Kreuz und des hl. Willehad in Altenwalde. Anfangs besaß das Kloster Pfarrechte in Neuenwalde und Krempel, auf dem Hof Neumühlen und dem Klostervorwerk Kransburg bei Midlum,die alle dem Kloster gehörten. Die Pfarrei Midlum war dem Kloster inkorporiert. Nach der Verlegung nach Altenwalde hatte es das Pfarrecht der dortigen Kirche SS. Cosmae et Damiani. Es hatte das Patronatsrecht der Pfarrkirchen von Spieka, Holßel und Wanna sowie der St. Martini-Vikarie in der Kirche von Spieka. Später wurde ihm die St. Michaelis-Vikarie in der Heiligkreuz-Kapelle in Altenwalde inkorporiert.
Das Kloster verfügte über Streubesitz in den Dörfern Bederkesa, Northum, Sorthum, Holßel und Drangstedt sowie in Esingstede. Dazu kam eine geschlossene Grundherrschaft in Oxstedt, Berensch, Gudendorf, Holte und Arensch sowie in Wanhöden und Altenwalde. Neben Neuenwalde gehörten zum Kloster das Dorf Krempel, das Vorwerk Kransburg sowie der Hof Neumühlen. Das Kloster besaß Mühlen am Fluss Westerwedele, vermutlich auch auf dem Klosterhof in Neuenwalde sowie in Altenwalde. Seit 1398 gab es einen Ziegelhof. Fischereirechte besaß man in und bei Dalum sowie einigen kleineren Flüssen und Bächen bei Neuenwalde.
Die Reformation wurde erst 1571 nach dem Tod der letzten Priorin eingeführt, aber erst 1629 war das Stift auch faktisch evangelisch. In diesem Jahr zerstörte ein Brand das Kloster vollständig, das bald darauf in Folge des Restitutionsediktes vom Konvent geräumt und den Jesuiten in Stade überlassen wurde. Aufgrund des Einzugs schwedischer Truppen konnten die evangelischen Konventualinnen 1631 wieder ins Kloster zurückkehren und bis 1636 die Anlage wiederherstellen. 1648 wurden die Klostergüter als Schenkung an den Generalkriegszahlmeister Melchior von Schlangenfeld. 1683 wurde das Kloster vom schwedischen König der Bremischen Ritterschaft geschenkt, worauf eine neue Klosterordnung erlassen wurde, die im Wesentlichen bis 2004 bestanden hat. Das Kloster sollte demnach in erster Linie Jungfrauen aus der Bremischen Ritterschaft aufnehmen und erziehen. Damit wurde es auch rechtlich evangelisches Damenstift und als solche 1685 feierlich geweiht. 1811-1816 war das Kloster zeitweilig aufgehoben, was jedoch ohne größere Auswirkung auf den Konvent blieb. Das Kloster gehört auch heute noch der Bremischen Ritterschaft. Seit 2004 können auch nichtadelige Damen dem Konvent beitreten.
Die Klosterkirche, die Konventsgebäude und Teile des Klosterhofes aus dem 17. Jahrhundert existieren noch heute. Die heutigen Glocken stammen von 1791 bzw. 1833. Kunsthistorisch bedeutsam sind Altargeräte aus dem 14., 17. und 19. Jahrhundert. Dazu kommt das Kirchengestühl aus dem frühen 17. Jahrhundert. Über der Windfangtür befindet sich eine Kreuzigungsgruppe in Sandstein (ca. 1630/40).
Literatur: Ida-Christine Riggert-Mindermann, Artikel Neuenwalde - Benediktinerinnen, später Damenstift, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1073-1083.
Germania Sacra: 318
GND: [4697709-0]
FemMoData: 1489
Bearbeiter: Aaron Schwarz