Photo: Dehio, 2010, CC BY-SA 3.0
Steina - Benediktiner
Existenz: ca. 1105 bis 1619
Heutiges Gebiet: Gemeinde Nörten-Hardenberg, Landkreis Northeim
Orden/Art: Benediktinerabtei; 1447-1491 Kollegiatstift; 1497-1514 Priorat;
Damalige kirchliche/weltliche Zugehörigkeit: Erzdiözese Mainz; bei der Auflösung 1619 Fürstentum Altenberg
Seinen Ursprung hatte das Kloster in einer Marienkapelle in Steina, welche dem Nörtener Petersstift unterstellt war. Dieser wurde im Jahre 1102 durch den Mainzer Erzbischof Ruthard die Selbständigkeit gewährt. Ab 1105 ist von einem Benediktinerkonvent in Steina die Rede, die Ausstattung des neuen Klosters erfolgte durch das Erzbistum Mainz. Da der lokale Adel daran nicht beteiligt war, blieb die wirtschaftliche Grundlage des Klosters bescheiden. Dafür konnte das Erzbistum lange die Kontrolle über das Kloster wahren. Es bestanden folgende Klosterämter: Abt (erstmals genannt 1120), Prior (1190), Kellner (1190), Kantor (1372), Küster (1451). Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts gelang es den Edelherren von Plesse parallel zum Machtverlust der Mainzer Erzbischöfe im Weser-Leine-Raum ihren Einfluss auf das Kloster auszuweiten. Spätestens 1268 ging die Vogtei in plessensche Hände über. In den folgenden Jahren kam es zu einer wirtschaftlichen Blüte des Klosters, das zwischen 1270 und 1330 seinen Grundbesitz in der Umgebung stark erweiterte. Über die Erstausstattung des Klosters ist wenig überliefert. Der Schwerpunkt des Besitzes, in der der Anfangszeit, lag in der nahen Gemeinde Angerstein sowie in Rode, Lengden, Bainrode und Oishusen. Es handelte sich hierbei um Landbesitz, Rechte an Wald und Wiesen und den Zehnten. Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde dieser Besitz durch Erwerbungen in Bovenden, Delliehausen, Hardegsen, Haste, Lengeln, Reyershausen, Ebergötzen, Parensen und Volpriehausen erweitert. In Hardegsen wurde auch eine Mühle erworben. Mitte des 14. Jahrhunderts wurden Einnahmen aus 100 Hufen Land und 30 Orten bezogen.
Ab 1102 verfügte das spätere Kloster über das Tauf- und Begräbnisrecht in Steina. 1150 wurde Angerstein eingepfarrt. Das Patronatsrecht über die Kirche St. Blasii in Münden wurde 1366 erworben. Eine Schule in Steina ist ab 1293 bezeugt.
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts deuten die Quellen auf wirtschaftliche Schwierigkeiten des Klosters. Infolgedessen wurde ein Großteil dieser Besitzungen verkauft oder verpfändet. Aufgrund der sich verstärkenden wirtschaftlichen Notlage wurde es 1446 aufgehoben. Die Mönche wurden mit dem Kaland am Mündener Heilig-Geist-Spital vereinigt und zu einem Kollegiatstift umgewandelt. Allerdings wurde die Verbindung bereits 1472 wieder aufgegeben und die Steinaer Mönche mit dem Petersstift in Nörten vereinigt. 1491 wurde das Kloster erneut selbständig und ein neuer Benediktinerkonvent eingerichtet. Im Jahre 1492 erfolgte der Eintritt in die Bursfelder Kongregation. Steina litt jedoch weiterhin unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die noch dadurch verstärkt wurden, dass der Mündener Kaland und das Nörtener Petersstift Entschädigungen verlangten. Auch die Bursfelder Kongregation stellte Forderungen an das Kloster. 1497 wurde der Abt Conrad Opperman aufgrund der Schuldenlast von seinem Amt entbunden. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts ist ein Verfall der Klosterdisziplin festzustellen.
1619 wurde das Kloster, durch Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg gewaltsam säkularisiert und der Konvent vertrieben. 1626 wurden im Dreißigjährigen Krieg die Klostergebäude durch Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel niedergebrannt. Der Gebäudebestand des Klosters ist nicht erhalten, lediglich Wirtschaftsgebäude der Domäne aus dem 18. Jahrhundert. Einzig die Krypta unter dem Kirchenneubau stammt aus der Klosterzeit.
Literatur: Detlef Busse, Artikel Steina - Benediktiner, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, herausgegeben von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56,1), Bielefeld 2012, S. 1387-1392.
Germania Sacra: 895
GND: [7843121-9]
Bearbeiter: Lennart Steffen